Land 31/40: Schweden



Wie für viele Kinder der 90er war für mich Schweden stets das Land der (Pipi Langstrumpf)-Freiheit: Abenteuer, saftige Wiesen zum Herumtollen, Bäume zum Kraxeln (und rot-weiß-gestreifter Zuckerschirme drauf) – umrahmt von blauem Wasser und dem Geruch der weiten Welt.



Als Reisedestination fand ich als Erwachsene Schweden stets „nett“, aber wahrscheinlich wie Island zu ähnlich zu Österreich, im Sinne von atemberaubende Natur, klares Wasser, herrliche Wälder. Und warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist?


Im Auslandsjahr in Australien lernte ich die ersten Schweden kennen, die in unser Nachbarhaus einzogen. Wie aus dem Bilderbuch alle blond, hübsch… und noch dazu lustig und sympathisch. Aber wie viele Skandinavier gerne unter sich. Es gab eigene Schweden-Partys, wohl um den guten Genpool zu halten ;-). Fakt ist, nach diesem Jahr war ich mir sicher, dass Schweden die attraktivsten Durchschnittsmenschen zumindest Europas hat :-).


Meine Reisesehnsucht nach Schweden war jedoch noch immer nicht ausgebrochen – bis auf jenen Tag, als ich meinen Job in Hamburg kündigte und noch eine freie Woche hatte, bevor ich zurück nach Innsbruck zog. Ich schaute auf die Weltkarte, wofür ich diese Kurztrip-Tage nutzen könnte…. und entschied mich spontan für Lübeck-Stockholm für perverse € 29,- inkl. Steuern! hin und retour (das war wohl gegen 2009?, bzw. einer Zeit, in dem Fliegen definitiv günstiger als Zugfahren war). Ich besuchte für knapp 30 Stunden eine Fotografie-Studienkollegin aus der Australien-Zeit… aber ehrlich gesagt haben wir so viel geplaudert, dass ich nicht sehr viel von der beeindruckenden Stadt gesehen haben. Woran ich mich erinnere: an ein Lokal, mitten im Wald, mit den genialsten vegetarischen Köstlichkeiten. Ich fühlte mich fast als Teil des Glashauses, von der Sonne beschienen und genoss die puren, geschmacksintensiven Lebensmittel.



2019 kam ich reisend zurück nach Schweden, um meinen knapp 24h-(WachzeitinStockholm-)Eindruck zu intensivieren. Schweden war eine Attraktion in unserer Skandinavien-Rundreise, bei der ich lernte, dass auch Dänemark zu dieser wörtlich übersetzt „gefährlichen Halbinsel“ dazugezählt wird. (Das haben wir in der Schule definitiv anders gelernt :-))


Schweden war mir von Anfang an sympathisch und empfing mich, wie eine gute Freundin. Ich lernte gleich ein Wort, das mich die ganze Reise über begleiten sollte: FIKA. Akustisch etwas kantig, steht dieses Wohlfühl-Wort für „den Moment entschleunigen, die guten Dinge im Leben wertzuschätzen“. Und als konkrete Aufforderung: Mach eine Kaffee-Pause! Und das taten wir, 2x täglich. Mit den traditionellen Plunderschnecken, in meiner entdeckten Lieblingsvariation mit Kardamom. Die Entspannung setzte unmittelbar ein und wurde zu unserem Reise-Ritual. In unsere Reise-Freizeit zum Entdecken der Städte auf eigene Faust im eigenen Tempo suchten wir uns stets ein sympathisches Café, bestellten die regionale Köstlichkeit und ließen die Menschen und die Gedanken vorbeiflanieren. Manchmal packten wir ein Kartenspiel aus, um die Fika noch etwas auszudehnen. Wobei ich gerade beim Recherchieren erfahren habe, dass eine klassische Fika zwischen 15 bis 45min. dauert… ok, manchmal gingen wir da wohl etwas in die Verlängerung ;-).


Da habe ich wohl gegen LAGOM verstoßen, ein 2. Begriff, der das schwedische Leben prägt. Lagom – das gesunde Mittelmaß: nicht zuviel, nicht zuwenig. Sehr einfach, aber schön. Das genießen, was da ist. Nicht immer nach noch mehr streben. Aufhören, wenn man genug hat. Ich verliebte mich in dieses Land, in dem die Menschen auf der Straße und in den Geschäften so zufrieden wirkten.


Ich habe keine „spektakulären, aufregenden“ Erinnerungen an Schweden. Nur wunderbare genussvolle Gefühle, die ich spüre, wenn ich an die Zeit in Stockholm und Malmö zurückdenke. Zwei Städte, die zu meinen absoluten Wohlfühlstädten avancierten.

Ein besonders Highlight war für mich die wunderbare Schifffahrt durch die beeindruckende Schärenlandschaft, die aus ungefähr 30 000 Inseln und Inselchen (Schäre bedeutet felsige Insel) besteht, von denen nur ein Bruchteil bewohnt ist. Unser Ziel war Vaxolm, eine Insel, die mich definitiv wiedersehen wird – bevorzugt mal in der Adventzeit.

Das Highlight meiner Mama, einer leidenschaftlichen Königsfamilien-Liebhaberin, war glaube ich, Schloss Gripsholm, das korallenrot umgeben von grünen saftigen Wiesen vom blauen Wasser umspielt wurde.

Ich liebte diese Farbintensität Schwedens, die leuchtenden, gute Laune fördernden Fassaden der Häuser, die wir im Vorbeifahren passierten. Nicht ganz verstehe ich die Verbindung zum aktuell so populären skandinavischen Einrichtungs-Stil, der durch seinen Purismus und die gedämpften eher kühlen Farben besticht. Aber ev. ist das wieder Lagom, wo das Innen das Außen wieder ausgleicht? Da finde ich das wohlig kuschelige Hygge der Dänen ehrlich gesagt sympathischer… wie schön, dass wir uns davon bald überzeugen würden.



Unsere Rundreise Schwedens beendeten wir in Malmö und fuhren über die gigantische Öresund-Brücke nach Dänemark, das 3. zu Skandinavien zählende Land.

(Aus geschichtlicher Sicht und in sprachlich-kultureller Hinsicht setzt sich Skandinavien im engeren Sinne nur aus Schweden, Norwegen und Dänemark zusammen. Im weiteren Sinne werden auch ganz Finnland und seltener Island und die Färöer zu Skandinavien gezählt.)

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