Land 34/40: Finnland

Ich atme aus, der Hauch bahnt sich seinen Weg in den jungfräulichen Morgen. Es fühlt sich an, wie der 1. Wintertag. Der Himmel eisblau, die Sicht scharf… die ersten Minusgrade.

Wie gerne erinnere ich mich jetzt an Finnland zurück. Ein Besuch bei meiner Uni-Freundin Merja. Nach meinen Auslands-Studienaufenthalt in Australien hatte ich so viele Flug-Meilen am Konto, dass ich das 1. Mal in meinem Leben einen Freiflug nehmen konnte. Mit Spannung durchforstete ich die Optionen, die sich bei meiner Punktanzahl boten – und die Wahl fiel auf Finnland :-). Eine neue Destination – wie ich mich freute!


Ich landete in Helsinki – um nicht zu bleiben. Merja holte mich mit ihrem Auto und wir fuhren in ihren Wohnort Kuopio. Zimtstangen erwarteten mich und mit dem kurz darauf servierten dampfenden Kaffee, verfiel ich umgehend in Urlaubs-Entspannung. Aber das war nur das Aufwärmen – wortwörtlich. Neben unserem Tischchen, im Freien, stand eine kleine Blocksauna mit einem endlosen Steg, der in den – dem nicht eingezäunten Grundstück grenzenden – See führte. Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Wir wechselten von Kaffee & Kuchen zu Sekt & Erdbeeren. Serviert und genossen in der Sauna. Nach dem Aufguss flitzten wir in den See, der uns von der Sonne beschienen glitzernd wie ein Meer aus Kristallen empfing. Einmal ist keinmal und so wiederholten wir unser Ritual. Wir blieben im See und schwammen dem Horizont entgegen. Jetzt erst bemerkte ich, dass die Sonne sich kaum bewegt hatte in der ganzen Zeit. Wie konnte ich das vergessen? Während es hier in Finnland im Winter fast nie hell wurde, war ich mitten im Wetterphänomen der Mitternachtssonne gelandet! Vollgepumpt mit Adrenalin in vollster Aufregung blieben wir bis 3 in der Früh wach, wiederholten unsere Sauna-Zeremie und plauderten über Gott und die Welt, um drei Stunden später mit der Sonne wieder aufzustehen. Ich war in meinem persönlichen Paradies angekommen.

Wie ich später von einem anderen Studien-Kollegen erfuhr, der nach Finnland heiratete und zog, gibt es in fast jeder Wohnung! eine Sauna, sogar in den Studentenbuden!


Leider musste ich mein Paradies verlassen und gönnte mir noch einen kurzen Hafenbummel in Helsinki, bevor ich zum Flughafen fuhr.

Aufgetankt mit Mitternachtssonne und purster Zufriedenheit wollte ich noch ein paar Postkarten kaufen. Am Hafen waren kleine Zelte aufgestellt und ich fand tatsächlich eines, das eine Vielzahl an Ansichtskarten führte. Gerade als ich zu meinem Lieblingsmotiv greifen wollte, kam mir ein Typ – ein sehr gut aussehender 🙂 – zuvor, der die letzten 3 Exemplare schnappte. Meine Glücksblase zerplatzte. Als er vor mir begann, mit einzelnen Münzen zu zahlen, platzte auch meine Geduld und ich sagte (mit resigniertem Schmunzeln), dass ich wegen ihm nicht nur keine schönen Postkarten hätte, sondern wohl auch meinen Flug verpassen würde :-). Ich händigte ihm eine Visitenkarte aus und sagte, er solle mir wenigstens eine der Karten schreiben.

Fortsetzung folgt.

PS: Auch hier das Titelbild geklaut. Ganz im Sinne von „Die schönsten Momenten sind jene, in denen keine Zeit war, um Fotos zu machen“.

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