Land 36/40: Singapur

Warum Singapur? Ich flog mit meiner Mama von Australien heim und sie fragte mich noch von zuhause aus, ob ich mit einem Stop-Over Schnäppchen die Reise verlängern wollte. Noch nie davor hatte über ich Singapur nachgedacht, jenes Land, das ich nur als Umsteigeverbindung am Weg nach Australien im Ohr hatte. Warum eigentlich nicht?

DARUM: Singapur, Republik, Insel- und Stadtstaat verfügt über tropisches Klima. Wir stiegen aus dem Flughafentaxi aus und schwitzten innerhalb einer Minute unsere Kleidung nass. Die nächsten 3 Tage verbrachten wir damit, direkt nach dem Frühstück das Hotel zu verlassen, um die noch eher erträglicheren Morgenstunden für Ausflüge zu nutzen.


Die nur knapp 700km2 umfassende Landfläche beherbergt 3/4 der Einwohner des über 100mal größeren Österreichs! Das ergibt fast 8.000 Einwohner/ km2 (vs. 101 in AT).

Aus Interesse habe ich mal recherchiert: Weltweit hat Monaco als Land den höchsten Wert (mit knapp über 18.000), den niedrigsten die Mongolei mit 2 :-). Geprägt sind die hohen Werte natürlich primär von den Städten, wo Paris mit über 21.000 EW/km2 die Liste anführt, angeführt von dem 11. Arrondissement mit über 40.0000! (Wien hat dagegen knapp 4.500, mit ca. 55.000 im 5. Bezirk!). In den Schatten gestellt wird alles von dem jemals höchst gemessenen Wert, einem Stadtteil in Hongkong (der aber schon abgerissen wurde!?) und der 33.000 Einwohner auf 0,0026 km2 beherbergte, was 1,3 Millionen! EW/km2 enstpricht bzw. 0,8m2/ Person.


Logisch, dass Singapur als globales Finanzzentrum mit unzähligen Hochhäusern hier einen hohen Wert bot. Wir schlenderten durch die penibelst, fast unbelebt wirkenden Straßen der Hauptstadt – in der Gerüchten zufolge ein achtlos auf die Straße ausgespuckter Kaugummi mit Todesstrafe geahndet wurde?! Wir ließen es nicht darauf ankommen und suchten das Grüne… und landeten auf Sentosa Island. Ich kann mich noch an die Schmetterlingsfotos erinnern, die ich dort auf meiner APS-Kamera geknipst hatte, allerdings waren diese nur Teil des extrem künstlich angelegten Vergnügungsparkes, der die ganze Insel einnahm. Ich habe gelesen, dass heute sogar Madame Tussaud eine Niederlassung dort hat.


Fakt ist, nach diesen paar Tagen mussten wir heim, da wir unser gesamte Kleidung durchgeschwitzt hatten ;-). Und das, obwohl wir mit der Stadt absolut nicht warm geworden waren. Ich brauche keine 70stöckigen Einkaufszentren sondern echte Wälder, keine Ganztags-Klimaanlagen sondern frische pure Luft ohne Großstadtsmog.


Noch dankbarer als sonst freute ich mich auf die Heimkehr nach Österreich – und vielleicht war genau das der Grund für diesen Aufenthalt: wieder mehr Dankbarkeit dafür zu empfinden, was wir manchmal für selbstverständlich nehmen: klare Seen, beeindruckende Bergpanoramen, Wasser aus der Leitung, das wir fast überall problemlos trinken können – sprich eine großteils intakte Natur, die wir nach bestem Wissen schützen sollten.


Ich rubbelte dem großen goldenen Buddha den Bauch – und gewann den Hauptpreis: einen Rückflug nach Australien, den ich auf der gesamten Australien-Reise mit meiner Mama im Anschluss an die 4 Wochen Sprachaufenthalt vergeblich versucht hatte zu bekommen. Ungelogen 30min. vor Boarding meines Heimfluges, wechselte ich die Flugrichtung und kehrte „heim“ nach Cairns, wo ich die prägendste Zeit meines bisherigen Lebens verbracht hatte. Dass ich dabei am Zoll fast 2h auf Drogen überprüft und mein Stofftier aufgeschlitzt wurde, dass mich in Cairns niemand abholte, weil ich mich mit dem Tag verrechnet hatte, dass meine große Liebe, die ich zurücklassen musste, mich schon überwunden hatte… all das hielt mich nicht auf – sondern verwandelte mich von einer extrem schüchternen Person in eine selbstbewusste junge Frau, die gelernt hat, für ihre Träume zu kämpfen. All das hilft mir bis heute. Wenn mich Unsicherheit bei einem neuen Projekt blockiert, unternehme ich eine kurze Gedankenreise ins Jahr 2000 um kehre mutig und zuversichtlich zurück, wissend, was ich halb so alt schon alles geschafft habe!

Meine Mama kehrte einstweilen nach Österreich zurück und begab sich auf die Mission „Studium und Wohnung für Claudia auswählen“, da ich trotz meines 1,0 Notenschnittes beim Maturazeugnis auf der FH in Kufstein abgelehnt worden war – den dazugehörigen Brief hatte ich am Hinflug nach Australien geöffnet. Aber das ist ein anderes Kapitel meines Lebens.


Ich hatte in Australien die Freiheit kennengelernt – und ich bin im Nachhinein unendlich dankbar, meine persönliche Entwicklung nicht in der stundenplan-verschulischten Fachhochschule gebremst zu haben, sondern in der umKursplätzevorderTürcampenden Universität zu pushen.

Australien war nur der Weckruf zu leben, Innsbruck formte mich die Jahre danach, half mir herauszufinden, was ich vom Leben will oder aucht nicht. Ich lernte, dass man hier nichts am goldenen Tablett serviert bekam, sondern sich informieren, aus Niederlagen lernen und wachsen muss. Ich lernte und zu fokussieren und zu taktieren (weil alles perfekt zu machen, nie möglich sein würde). Ich lernte hart zu arbeiten und Erfolge zu feiern. Ich lernte unendlich viele Lebensmodelle kennen, die junge Menschen einschlagen – und all das hat mich zu jener Person gemacht, die ich heute bin. Für alle diese Begegnungen in meinen jungen Zwanzigern, für alle Menschen, die mich geprägt, ermutigt, herausgefordert, geliebt, enttäuscht, unterstützt und gefördert haben, bin ich unendlich dankbar!


Wenn ich Kinder hätte, würde ich diese raus in die Welt schicken, um fremde Kulturen kennen und ihre eigene dadurch besser verstehen lernen. Ich würde sie, wenn sie es wollten, an die Universität schicken, wo sie lernen würden, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Oder aber, wenn sie Olympiasieger oder Schriftsteller werden wollen, sie ermutigen, genau das zu tun. Egal, ob es realistisch oder vernünftig ist. Wofür immer dein Herz brennt, du wirst damit nicht nur überleben können, sondern du wirst darin brillieren. Davon bin ich aus tiefstem Herzen überzeugt!

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