MeinSommerinOÖ#3: so einzigartig wie du

Mein 3. erstes Mal: ein Besuch der Gmundner Töpfermarktes. Jedes Jahr mit neuen Ausstellern, jedes Mal in anderer Begleitung, bei anderem Wetter, kombiniert mit anderen Aktivitäten – einmal mit Anfahrt bei Fahrrad und Rückreise im Zug, immer schon geplant, aber nie realisiert mit Bootsfahrt am Traunsee und heuer Keramik im Doppelpack: Da die Niederschlagsskala vormittags eher auf indoor verwies, buchten wir spontan eine Führung in der Gmundner Keramikwelt – etwas, das schon sehr lange auf meiner Ausflugs-Wunschliste stand – ein Stück OÖisches Kulturgut.


Seit ich mit ca. 9 Jahren beim Sommerprogramm der Volkshochschule das 1. Mal eine Drehscheibe in Schwung gebracht hatte, schlägt mein Herz für das Töpfern. Fast in jedem Land, das ich bereise, besuche ich eine lokale Manufaktur und bin jedes Mal fasziniert über die einzigartigen landestypischen Formen, Farbkombinationen und Muster in höchster Perfektion. Besonders eindrucksvoll habe ich Cuba (Trinidad) und Peru in Erinnerung. Wenn ich nochmal jung wäre (ja, ich bin schon alt genug, das zu schreiben) oder ev. in der Pension ;-), träume ich von einer Keramiker-Ausbildung – und zwar je 3 Monate in mind. 10 verschiedenen Ländern der Welt…

Bis es soweit ist töpfere ich ca. 1x/ Jahr im Wissensturm, bei VHS-Tages- oder Wochenendkursen oder bei der Sommerakademie 5 Tage in Zakynthos. Mit den Händen zu formen und zu erschaffen, hat einfach etwas Magisches für mich.


Ich erwartete einen krassen Kontrast bei der GMUNDNER KERAMIK und der 1. Eindruck wurde bestätigt, als die Dame, die vor mir stand als ich mein Führungs-Ticket erwerben wollte, ihren Einkauf im Wert über € 1.000,- in 2 Kisten verpacken ließ. Zwar keine Asiatin, wie ich es von Swarovski kenne, aber mein Vorurteil bestätigt.

Das war aber auch schon der letzte „das dachte ich mir Gedanke“ – was folgt waren unzählige Aha und Wow-Erlebnisse, die meinen Eindruck und mein Wissen über komplett neu zusammensetzten.


Je schneller die Zeit, desto wichtiger die Werte
Von einem schönen Spruch („So einzigartig wie du“) an den Wänden in den 1. Stock begleitet, begann unsere 1stündige für mich wirklich meinungsverändernde Führung.

Wir tauchten ein in die über 500-jährige Geschichte (1492) der Gmundner Keramik mit ihren unterschiedlichen Stil-Epochen und Kooperationen mit verschiedensten Künstlern, schwammen mit den lächelnden Fernseh-Fischen 🙂 (die Tierfigur-Serien fielen der „Verflat-ung“ der Fernseher zum Opfer) – um mit einem Qualitäts-Gong gegen die gebrannten Tonschale wieder ins Jetzt aufzutauchen.


Maschinen reproduzieren – Menschen schaffen Originale

Meine bisherige Vorstellungen über die Produktion und Dimension des Weltkonzerns Gmundner Keramik verschwamm. „Nur“ 5.000 Stück werden hier täglich fertiggestellt und wie es der Spruch indiziert, werden die Formen zwar maschinell gegossen (auch ein Aha Erlebnis – nach ca. 7 Sekunden ist die perfekte Dicke des aus Feldspat, Quarz und Karolin bestehenden Grundmaterials erreicht) und ab da erfolgt die personelle Weiter-Verarbeitung. Es sind ingesamt bis zu 60 Hand-Griffe, die ein Produkt während des Prozesses berühren und veredeln.

Traditionelle Motive und modernes Design – österreichische Tischkultur in Perfektion

Es gibt 3 Methoden, die ingesamt 60 verschiedenen Motive zu malen


1. klassisches Malen mit dem Pinsel, wobei dies mit ein oder mehreren Stempeln begonnen wird, z.B. ein Form des klassische Hirschmotivs oder div. Blumen. Wir lernten mit Staunen, dass jede einzelne Farbe in der Werkstatt selbst entwickelt wird, und das die linken Blätter der Blumen zuerst mit gelb untermalt werden, bevor im 2. Brand (ingesamt 16 Stunden) das Grün folgt, um einen Sonnenstrahl-Einfall zu implizieren.


2. das Malen mit dem Hörnchen, z.B. für die kreativ verzierten, eher modern wirkenden Teller. Hier haben die KünstlerInnen komplett freie Gestaltung, was das Muster am Geschirr-Rand betrifft – nur Buchstaben und Ziffern dürfen keine dargestellt werden. Dafür gibt es diese auf der Rückseite im Qualitäts-Stempel versteckt, bei dem das Produktionsjahr und die Designerin verewigt werden.


3. Mein Herz schlägt für das Flammen – eine Methode, bei der aus einem nonstop-fließenden Schlauch die Farbe rinnt und damit die filigran geschwungenen Ornamente gestaltet werden. Ich hatte das große Glück, als eine der drei Freiwilligen gewählt zu werden, die das selbst probieren durften

Dafür, dass die Ausbildung 2 Jahre dauert, war mein Erstlingsstück sehr gelungen – die Kreise zählten artig ihre 4 Ringe, 5 der 7 normalerweise gemalten Regenbögen fanden ihren Platz – und das mittlere Ornament, das ich in meiner Kindheit tagein tagaus gescribbelt hatte, klappte perfekt mit nur kleinen Patzern beim Ein- und Austritt. Mein Kinderherz hüpfte vor Freude.
Beim Brennen erhält das in Grau gezeichnete Motiv übrigens dann sein klassisch Gmundner Keramik Grün – eine Tatsache, die mich immer wieder verblüfft, wie sich die Farben beim Brennen wie ein Chamäleon verändern.

Die Motive reichen vom gemalten, fast 400-jährigen! Hirschmotiv, das mit modischen Farben jung gehalten wird :-), über den flotten Skifahrer und die bunten Streu-Blumen, die als Komposition aus Gretel (ohne Hänsel), Glockenblume, Sumpfdotterblume und Schlüsselblume auftreten.

Die modernen Hörnchen-Ränder hatte ich schon erwähnt, dazu gibt es noch ganz elegante weiße Teller mit dünnem oder dicken Farbrand (optimal zum Kombinieren mit Motiven oder Flammung) oder neu aus der „Geflammt-Serie“ Weiß-in-Weiß: mit haptischem Highlight eine tolle Alternativen zum klassischen weißen Gedeck. Verspielt hingegen Herzerl rosa und grau, individuell beschrifteten Kinder-Sets (mit Namen versehene Teller und Becher) oder ein Sparschwein für alle Anlässe und als Anzahlung für das oberen Ende der Keramik: die exklusive Jagdserie, bei der, soweit ich das richtig verstanden habe, die Keramik-Malerinnen und der einzig Maler 🙂 freie Hand bei der Farbkomposition der Einzelfiguren haben. Und was die Künstlerin anbringt, hält lebenslang: jedes Teil ist spülmaschinen-geeignet!



Wer nun auch Lust bekommen hat zu malen, im Anschluss an die Führung ist es für Klein und Groß möglich, das Stempeln und Malen mit Pinseln selbst auszuprobieren, sich das eigene Kunstwerk brennen zu lassen und nach 7 Tagen abzuholen oder zuschicken zu lassen.

Wir stöberten im Anschluss im Shop, wo die 2. Qualität ausgestellt, die 1. aber bestellt werden kann. In der benachbarten Manufaktur gibt es außerdem verbilligte Auslaufware mit dem ein oder anderen Schnäppchen. Wir nutzten das Angebot, bei einem Einkauf ab € 50,- den Eintrittspreis in Höhe von € 9,50 angerechnet zu bekommen – ein sehr fairer Deal. Und jetzt freue ich mich auf den perfekten oberösterreichischen Guten-Morgen-Kaffee in meiner neuen hellgrün-gehörnchenten gute Laune Tasse!



Wer mehr über den dazu passenden Kaffee lernen will – gibt es tolle Workshops der Kaffeeothek hier auf der 99erstmale-Plattform zu buchen!

* Es geht um die Bohne
* Espresso-Workshop

Oder wollte ihr in den Flow des Malens kommen und etwas Neues ausprobieren? Dann findet ihr hier die vielfältigen Malkurse von egocreo Kreativworkshops:

* Acryl Pouring
* Dialog mit den Acrylfarben

Erweitere deinen kreativen Horizont!

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