MeinSommerinWels #9 – Lesen ist Reisen der Gedanken

Ich bin eine hoffnungsvolle Nostalgikerin. Kein Wunder, war ich doch der letzte Jahrgang, der an der HAK1 in Wels in Steno unterrichtet wurde (SEHR nützlich, wenn man Nepalesisch lernen möchte :-)). UND, ich war der letzte Jahrgang, in dem man erst mit 19 Jahren die Volljährigkeit verliehen bekam, sprich in der Maturaklasse mit 18 noch eine Unterschrift der Eltern benötigte, wenn man rauchen wollte. Ein XY reichte da nicht.


Fakt ist, viele der „Generationen-in-Buchstaben-Gruppierer“ haben meinen und den Folge- oder Vorfahrjahrgang oft mangels Nicht-Einordenbarkeit weder dem X noch dem Y zugeordnet und wir schwirren noch immer unbenamt durchs All der Generationen. „Gib mir einen Namen“, sagte schon die unendliche Kaiserin.


Als kaiserlich-königlicher Nostalgikerin, die noch aus jedem Urlaub Postkarten schreibt und auf RICHTIGE Marken statt Stempel pocht, pocht mein Herz, dass das besagte BUCH immer wieder ein Revival erlebt, als Geschenk, als Bildband, als Kochbuch. Der Geruch jedes Blattes, die Farbgewalt A3-großer Bilder, das sanfte Rascheln beim Umblättern jeder  Seite – NIE, nie, nie, nie wird ein E-Reader, Toledo, Tablet oder was auch immer Eckiges, Graues, von innen grell Leuchtendes ein richtiges BUCH ersetzen. Ein Buch wie damals, aus dem ich die Geschichten dichtete, als ich noch gar nicht lesen, aber mir Worte gut merken konnte.


Mein allerallerliebster Lieblingstag in den 90gern war der Mittwoch – einerseits, weil ich wegen Colombo länger aufbleiben durfte, andererseits weil ER kam – verlässlich wie der 29. Februar alle 4 Jahre, nur eben im Wochenrhythmus: der BÜCHERBUS. Ich erinnere mich an die große Vorfreude ab Montag, das Herzrasen am Mittwoch, die Phantasiewelten am Donnerstag bis Sonntag und die Leere danach. Es gab kaum ein altersgruppeneingereihtes Buch, das ich nicht gelesen hatte.

Etwas dunkler erinnere ich mich an den ruhigen herzlichen älteren Mann, der damals den Bücherbus kutschierte, aber auch der Bibliothekar war. Stets fragte er höflich und Kinderebenbürtigbehandelnd, wie mir die alten Bücher der Vorwoche gefallen hätten und welche neuen mich interessierten würden. Mein persönlicher Santa Claus.


Und ein Weihnachtswunder war es, als nach dem plötzlichen Aus des Bücherbusses nach sehr vielen Protesten und Unterschriftaktionen doch sein Nachfahrer getauft wurde – der WISSENSBUS.

Letzte Woche wollte ich es wissen – und nachdem ich die neuen Haltestellen und Uhrzeiten gescreent hatte, entschied ich mich für die Knorrstraße in der Pernau.

Diesmal war es ein mir scheint halbmeinAlterbibliophiler Mann, der mich sehr freundlich beriet, wo welche Genres im neuen Bus zu finden wären.

Ich entschied mich für 3 Bücher:

  • Wandern in Mallorca (wo ich dieses Jahr das 1. Mal Reise- und Wanderleiter gewesen wäre)
  • Die schönsten Zugstrecken der Welt (immer schon ein Faible von mir) und
  • Einen richtig schönen Sommer-Frauen-Roman: Mein Date mit der Welt. Eine Enddreißigerin, die ihren Job schmeißt und 11 Monate auf Weltreise geht. Als Journalisten bringt sie die dabei erlebten Anekdoten sehr pointiert auf den Punkt – als selber Weitgereiste bringt mich einiges zum Erinner-Schmunzeln, anderes bekräftigt meine Vorurteile und lässt mich im Anschluss von meinen eigenen Reisevisionen träumen. Und das ist jetzt das Stichwort


PS: Ist es nicht viel schöner, mit einem Buch einzuschlafen als mit einem elektronischen Gerät???

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