Land 6/40 Australien

There a no cangaroos in Austria. Wie oft wurde ich beim Reisen für eine Australierin gehalten, da „Austria“ einfach das schlechtere Marketing hat – zumindest bei den Jungen. Nachdem ich den Kontinent berichtigt hatte, kam dann – bei den Älteren oft – ah „Sound of Music“… sodass ich mir, wie könnte es ironischerweise anders sein – das gleichnamige Theaterstück in Australien angesehen hab, um zumindest mitreden zu können über die singende Familie Trapp, die so viele, vor allem US-AmerikanerInnen und AustralierInnen mit Österreich verknüpfen.



AUSTRALIEN ist gleichzeitig ein eigener Kontinent und hat als 6. größtes Land der Erde eine Fläche, die mit 7,7 Mio. km2 fast 100Mal so groß ist wie Österreich. Das ist so groß, dass das Land 3 Zeitzonen hat und viele Städte untereinander nicht angefahren sondern angeflogen werden.

Wo Österreich jedoch bei weitem „führt“ ist die Einwohneranzahl/km2: über 100 vs. 3 in Australien. In absoluten Zahlen entspricht das ca. 25,3 Millionen EinwohnerInnen in Australien, denen ca. 150 Millionen Schafe gegenüber stehen 🙂 Fast 90% der Australier leben in den Metropolen Sydney, Melbourne, Brisbane und Perth und in Tasmanien. Sydney hat mit ca. 4,5 Mio. EinwohnerInnen die halbe Population von Österreich, auch Melbourne hat über 4 Millionen, Brisbane und Perth knapp über 2 Millionen. In der Bundeshauptstadt Canberra, die viele gar nicht kennen, leben ca. 350.000 EinwohnerInnen.

Jene Regionen, die fernab von Städten und Zivilisation liegen, werden Outback genannt. Seit 50.000 Jahren wird dieses von den Aborigines bewohnt, die jedoch nur mehr ca. 2-3% der Bevölkerung ausmachen. 1770 wurde Australien für das Königreich von Großbritannien in Besitz genommen und und gehört bis heute zum Commenwealth, da 1999 die Gründung einer Republik von der Bevölkerung abgelehnt wurde.

Ein Großteil der Aussies, wie Australier genannt werden, hat europäische Wurzeln: Italien, Deutschland, Griechenland und den Balkanstaaten.

Bekannt ist Australien für seine einmalige TIERWELT. 83% der Säugetiere, 89% der Reptilien sowie 93% der Amphibien sind endemisch, d.h. sie kommen ausschließlich am australischen Kontinent vor. Jeder kennt Kängurus und Koalas, was ich zuvor nur von meinem Stofftier kannte, sind die Schnabeltiere, die als Kloaken(Säuge)tiere Eier legen.



Ca. 1992 hatte ich den ersten Kontakt mit Australien. Vielleicht kann sich die ein oder andere an das Brieffreunde-Programm „Pen“ erinnern? In der Unterstufe des Gymnasiums machte uns entweder die Englisch- oder die Geographie-Lehrerin auf diese altmodische Kontaktbörse aufmerksam. Wir gaben unsere Daten bekannt und bekamen gegen eine kleine Gebühr 1-5 Adressen aus seinem Wunschland. Ich habe mich für einen Kontakt, ein Mädchen, aus Australien entschieden – warum die Wahl auf dieses Land fiel, ich kann es nicht mehr sagen.

Wie überrascht war ich, als ich die Adresse einer „Heidi“ bekam – und musste schmunzeln. Heidi Bartram wurde für ca. 2 Jahre meine erste Botschafterin der weiten Welt – sie schickte mir tolle Postkarten ihrer Traumheimat – nicht nur, dass sie in Australien wohnte, sondern auf Kangaroo Island – wie cool war das denn? Von ihr bekam ich auch den oben erwähnte Platypus, das Plüsch-Schnabeltier, das ich bis heute habe.


Ob diese längst vergessene Erinnerung Grund dafür war, dass ich – unselbständig und schüchtern wie ich mit 19 Jahren war – von heute auf morgen beschloss, statt der Maturareise nach Australien zu fahren? Ich weiß es nicht. Fakt ist, dieser Wunsch brannte in meiner Brust, ich bestellte zahlreiche Sprachreisenkataloge und buchte einen 2-wöchigen Aufenthalt in Cairns – und war dankbar für das nötige Kleingeld, das ich mir die unzählige Stunden Mathenachhilfe angespart hatte.



2000 CAIRNS – was soll ich über diese Zeit sagen? Ich fuhr hin als graue Maus und kam zurück als selbstbewusste junge Frau. Was war passiert? Eine Lehrerin, die uns zum Nachdenken brachte, die Meinungen forderte und den Zusammenhalt von wildfremden StudentInnen schweißte, der bis heute anhielt (all das, worin alle meine 3 Klassenvorstände in 13 Schuljahren versagt hatten). Marion aus der Schweiz war Jahre danach meine Reisepartnerin in Europa und ins Erwachsenenleben, zu 4t trafen wir uns noch ein paar Mal in Deutschland mit einem angehenden Arzt und einem B-Promi-(Bruder) ;-). Und Ahmed, den Saudi-Arabischen Scheich, mit dem ich bis 2012 persönlichen Kontakt hatte und 1x in Wien und 1x in Hamburg wiedertraf. Wie sehr kann ich mich immer noch an die Gruppengespräche mit ihm erinnern, als er das „europäische“ Konzept Liebe in Frage gestellt hat, ohne zu werten, aber einfach mal in den Raum werfend.

Die Erinnerungen und vor allem Erlebnisse an bzw. aus diese/r (auf 5 Wochen verlängerten) Zeit in jener Stadt „wo das Reef den Regenwald trifft“, waren so intensiv, dass sie sich 10 Jahre danach noch „wie gestern“ angefühlt haben.

Ich bin der Meinung, dass Dankbarkeit einer der wichtigsten Säulen für ein glückliches Leben darstellt – und mein Lebens Cairns war jene Phase, die mich sicher am meisten positiv und nachhaltig geprägt hat: meine Werte für Freundschaft, die tiefe Sehnsucht und Leidenschaft fürs Reisen und fremde Kulturen und das Erlernen von Sprachen dafür.



Etwas ziellos und unterfordert im Studium hatte ich 2002 ein Ziel: zurück nach Australien. Es gab für ca. 900 Studierende 2 Plätze in BRISBANE. Aber zurück zum Start. Ich hatte mich für das Studium IWW in Innsbruck entschieden, weil es im Jahr 2000 das einzige war, wo kein 6-monatiger Erasmusaufenthalt sondern ein einjähriger Auslandsaufenthalt Pflicht war.

Da ich immer schon sehr leicht gelernt hatte und Systeme leicht durchschaue, habe ich gepokert und auf jene Noten fokussiert, die zur Wertung herangezogen wurden. Ein guter Intelligenztest, ein Aufsatz und eine Schriftenprobe später durfte ich als 4.gerankte von 900 Studierenden einen der beiden gratis Studien-Plätze in Australien den meinen nennen.

Im Februar 2003 stieg ich in den Flieger, wo ich erstmal eine Piccolo Flasche Sekt überreicht bekam, da es ein Problem mit dem Catering gab. Für eine Studentin ein guter Tausch :-). Fast einen Tag später stieg ich dann in down under aus. Ein paar Tage später, wurde einer meiner damals größten Träume war – ich fand eine 4er-WG, wo ich das 2-Guys-2Girls-Quartett komplettieren durfte. Ich teilte mit Maggie aus Norwegen und Rio und Dez aus den USA ein richtiges Queensland House, das auf Stelzen steht und dem saisonalen Sonnenstand angepasst per Kran gedreht werden konnte, das Gras darunter durch den Dielenboden hereinlachte, keine Scheiben sondern Lamellen mein Zimmerfenster bildeten und Geckos meine Haustiere waren. Ich war im Paradies. Ein Holländer hatte 4 dieser Häuser gekauft, diese gruppiert angeordnet und in die Mitte einen Pool und vor unsere Haus einen Volleyballnetz platziert – Melrose Place konnte sich dagegen verstecken. Im Laufe des Jahres waren Skandinavier, US-AmerikanerInnen, Franzosen, Deutsche und Inder meine direkten Nachbarn, eine kulturelle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Ich gewöhnte mich an den Aussie Dialekt der Vortragenden in Bermuda Shorts, an die Open Book Exams mit Multiple Choice Fragen und liebte neben meinen Wirtschaftskursen (intercultural communication) vor allem die Tatsache, dass ich für Marketing einen Fotokurs reinargumentieren konnte. Ich lernte auf einer analogen Spiegelreflex-Kamera vom Flohmarkt manuell zu fotografieren und diese Bilder in SW auch selbst zu entwickeln. Eine geniale Zeit, von der es leider auch nur analoge Fotos gibt.

Dafür sind diese Erinnerungen fester eingebrannt als jedes Standbild in einem Beamer. Leuchtender von den Farben als die Neon-Reklamen in den Megacities Asiens.

Und ich weiß, eines Tages werde ich zurückkommen in dieses wunderbare Land, das für mehr als 13 Monate meine Heimat war.



Meine Lieblingsorte bzw. schönste Plätze, die ich damals erlebt habe:

  • Ob Brisbane eine Stadt ist, die man unbedingt bereisen muss? Ich weiß es nicht. Ich glaube es ist einfach die Stadt, die zum täglichen Leben einer der schönsten ist, die ich kenne. Zur Uni mit der Fähre – wie entschleunigend ist das denn? – Klettern bei Flutlicht auf den niedrigen Klippen neben dem Brisbane River, und auch ein künstlicher Strand in der Stadt. Das Meer nicht weit weg und mein „Viertel“ West Ende ein Kleinod an privaten Cafés und kleinen Kreativläden.
  • Fraser Island: so viel Action mit dem von unserer Gruppe selber gelenkten 4WD-Auto – gepaart mit erholsamen weißen Sandstränden
  • Kangaroo Island (ja, ich war dort, leider hatte ich damals keinen Kontakt mehr zu Heidi :-()
  • ein Sonnenuntergang vorm Ayers Rock mitten im Outback
  • der 1. Besuch in einer Koala Sanctuary

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