Land 12/40 Deutschland

Ich schreibe heute über ein Land, das ich eigentlich nie gezielt bereisen wollte – unseren Nachbarn Deutschland. Und, viele Jahre später, blicke ich dankbar zurück auf eine 16-monatige Lebenszeit in einer der lebenswertestens Städte der Welt (wenn man Berge nicht vermisst) und damit verbunden zahlreiche unvergesslich schöne Wochenend-Ausflüge und Kurzurlaube quer im ganzen Land.

Warum ich nie nach Deutschland wollte? Weil ich „groß“ einfach nicht mag. Ich bin ein Kleinstadtkind – ich liebe die Mischung aus „groß genug, um ein Programmkino genießen zu können und klein genug, um alleine rauszugehen und immer jemanden zu treffen, den man kennt. So wie Wels – oder Innsbruck, die Stadt meines Herzens.

Nun kam es so, dass wir nach meiner Studienzeit in Australien eine sehr nette 6er-Gruppe waren, die noch sehr oft Silvester gemeinsam feiern würden. Und dafür wählten wir immer eine Stadt, in der eine/r von uns aktuell wohnte. Und so landetet ich in BERLIN. Neben vielmaligen München Flughafen-Ausflügen wohl mein 1. richtiger bewusster Deutschland-Besuch. Und es war, wie ich es mir vorgestellt hatte – groß, verbaut, eine starke historische Vergangenheit und wie in Wien, musste man sein Grätzl finden, um anzukommen. Wir hatten eine unglaublich lustige Zeit – aber so richtig warm geworden war ich mit der Stadt nicht, die damals – ca. 2004 – fast halb so viele Einwohner hatte wie gesamt Österreich.

Es folgte ein Wiedersehen der Truppe zum Karneval in KÖLN – wo das Handynetz zusammenbrach und ich alleine als M&M verkleidet im Stiegenhaus eines willkürlich offenen Hochhauses übernachten musste. Auch kein guter Einstand – der sich Jahre später, als ich eine Fortbildung dort begann, auch nicht viel besserte, ich das Grätzel, wo ich mehrmals ins Hotel einkehrte aber wiederum lieben lernte.


Nach Nr. 3 FRANKFURT, ein Besuch bei einem Studienfreund, das als 5.-größte Stadt die kleinste Bar besaß, war mir klar – zum Bereisen fahre ich in Zukunft definitiv wo anders hin.

ABER, es kommt 1. immer anders und 2. als man denkt. Der Liebe zu einem Schweizer folgend, landete ich in HAMBURG – da unserer beider Jobs dorthin verlegt wurden. Wir entschieden uns das Projekt gemeinsam wohnen zu probieren und hatten fast 2 Jahre den Himmel auf Erden. Eine Dachterrassenwohnung in Zentrumsnähe, an einem Kanal mit Hausbooten zum Joggen gelegen, ein Wochen-Markt in der Nähe, Parkplätze vor der Haustür. Und Hamburg selbst – eine der schönsten Städte, die ich je kennenlernen durfte.

Eine Mischung aus Seefahrer-Vergangenheit im Portugiesenviertel, die Speicherstadt, in der die Düfte der Kolonialware ins orientalische Indien entführen. Mehr Kanäle als Venedig, mit einem Kanu-Kaffee-Drive-In – und, als ich hinzog, dem Beginn des Jahrhundertvorhabens, die Errichtung der Elbphilharmonie in der neuen Hafencity. Ich war fasziniert.



Neben einem sehr zeitfüllenden Job verliebte ich mich in die Stadt, die niemals schlief, so wie ich damals. Wir genossen das English Theatre, Tanzkurse, Fortgehen im schicken St. Georg oder im verruchten St. Pauli bis in der Früh der legendäre Fischmarkt öffnete. Wir amüsierten uns bei Comedy and Kabarett oder auf der Reeperbahn – einem Ort, den ich nicht glauben würde, wäre ich nicht selbst dort gewesen. Ich freundete mich wohl oder übel aus Mangel an Alternativen mit dem Joggen an – rund um die Alster stolze 9km. Dafür gab es ein Feierabendbier im Segelboot. Der Hafen ließ sich das ganze Jahr feiern und wir bestaunten das Wendemanöver des Queen Mary-Luxuskreuzfahrtriesens von der Dachterrasse unseres neuen Firmengebäudes. Es war eine unglaublich intensive Zeit.



Die Wochenenden nutzen wir, um den Norden zu erkunden. Wir entdeckten FÖHR, das vielgerühmte SYLT, das viel märchenhaftere autofreie HIDDENSEE, (kite)surften in St. Peter Ording- so erfolgreich, dass ich bei „Bitte lächeln“ auftreten durfte :-).



Mein schönster Ausflug war ins magische DRESDEN, einem Ort der perfekten Symbiose aus Klassik und Moderne, der Semperoper und dem Studentenviertel. Ich verliebt mich in die Stadt. Mit unserem Mikrozelt zogen wir weiter in die Sächsische Schweiz, um von dem Dauercampernachbarn fast 10x verschluckt zu werden :-). Wir kletterten ohne Eisen im Elbsandsteingebirge, einer der für mich magischsten Gegenden Deutschland. Und überhaupt, alles was ein bisschen hügelig ist, heißt „xxx“-Schweiz ;-).



Der Osten Deutschland faszinierte mich seit Anfang an mehr- meine schönste Erinnerung ist ein Besuch der LEIPZIGer Buchmesse einige Jahre später, als ich schon wieder in Österreich wohnte – ich kam an und fühlte mich dort heimisch. Das dachte der Autodieb wohl auch, der dafür sorgte, dass meine Sachen noch immer dort sind.



Mein letzter Besuch war nach MÜNCHEN, wo auch mein 1. Besuch war, den ich ganz vergessen hatte. Damals 2001 zum Wiedersehen der Cairns-Sprachreise-Truppe auf ein GeneralProbe-Maß im Englischen Garten – für – noch ein Vergesser (warum wohl ;-)) – ca. 2011 Oktober-Fest mit Vip-Zelt-Tisch mit der Firma. Und Nr.3: aufs Tollwut – einem Kreativ-Weihnachtsmarkt – bei dem ich das 1. Mal am eigenen Leib spürte, was Platzangst ist – und weg war ich.



Da erinnere ich mich lieber an den wunderschönen Weihnachtsmarkt in LÜBECK, der mich zu meiner Hamburg-Zeit verzauberte, mit unzähligen kleinen Holz-Mini-Häuschen, die schönstes Kunsthandwerk feilboten. Und, ich freue mich auf ein zünftiges Wiedersehen mit Dresden beim Striezelmarkt und ein 1. Mal in NÜRNBERG.

Und apropos Feste: weil heute Ostern ist – zwei „Ei“ sind mir noch EIngefallen: HEIDELBERG und FREIBURG – zwei STädte, die ich wunderschön in Erinnerung habe, die sich von der Größe mit Innsbruck und Graz verglEIchen können. EI, da fühl ich mich wohl wie der Hase im Bau.


Und für euch: Hamburg heißt nicht umsonst meine Perle. Wenn nicht die „NICHT-Berge“ wären, wäre ich wohl für immer dort geblieben, wie so viele meiner damaligen Job-Umzugs-KollegInnen, die in Hamburg ihren nicht nur vorübergehenden Heimathafen fanden.

Mit meinem erneuten Besuch 2018 habe ich mir einen großen Traum erfüllt und die mit Jahren und Milliarden verspätete und verteuerte ELBPHILHARMONIE bei einem Konzert im großen Saal zu bestaunen. Ein Jahrtausend-Bauwerk, eine Symbiose aus Backstein-Vergangenheit und lichtdurchfluteter Mondänität.

Keine andere Stadt beherrscht das Spiel mit den Gegensätzen so sehr wie Hamburg. Ich bin dieser Stadt so unendlich dankbar, denn ohne sie hätte ich wohl nie die Schönheiten Deutschlands kennenlernen dürfen. Gönnt euch mindestens 5-7 Tage für euren 1. Besuch in der Hansestadt – und taucht ein in die Düfte der weiten Welt. Wenn ihr bretonnische Küche liebt, ist das Ti Breizh mein absoluter Geheimtipp. Süße Crepes und bekannte Galette – dazu ein Cider und die Welt steht still.



Und unendlich schön ist auch mein ganz besonderer Tipp: Jedermann aufgeführt zwischen der Kulisse der Speicherstadt.

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