Land 23/40: Slowenien

Sehr lange hat mein Naturherz davon geträumt: von den grün-blau-kristallfarbenen Seen des Triglav Nationalparks umrahmt von imposanter Bergkulisse. Bis ein Teil meines Traums wahr wurde… aber das ist schon der 2. Teil der Geschichte.


Mein 1. Besuch Sloweniens war ein ungeplanter. Ich war am Weg nach Kroatien mit einer Zugverbindung mit 2maligem Umsteigen – das 2. am Bahnhof Llubljanas. Pünktlich ankommend fühlte ich eine Leichtigkeit hochsteigen, da dies immer meine größte Angst bei Umsteigeverbindungen ist, einen Anschluss zu verpassen. So stand ich am Bahnhof… und fand meinen Zug nicht. Auf der Online-Zugauskunft war er auch nicht mehr zu finden – aber ich hatte doch seit Wochen ein Ticket! Die kurze, klare Information, die ich erhalten habe: der fährt heute nicht.

Was tun? Ich verließ den Bahnhof, folgte meinem Instinkt und landete… im Gefängnis… bzw. in dem zu einem Hostel umgebauten Gefängnis. Gottseidank keine Einzelhaft sondern ein 4er Zimmer ;-).

Müde von der Zugfahrt und der Aufregung beschloss ich, den langsam dämmernden Tag mit einem schönen Spaziergang ausklingen zu lassen. Ich war sehr zentral, sodass ich mich ein paar Minuten später auf einem wunderschönen Marktplatz mit Blick auf eine imposante Burg befand. Auf dem Platz: das pure Leben! Ein kleines, eher regionales Foodfestival bot Würste, Bier und vielerlei andere Köstlichkeiten. Ich weiß nicht, ob ich zuvor den Schlossweg nach oben schritt und mich dann stärkte oder umgekehrt. Auf alle Fälle stand ich kurz darauf über der Stadt, ein Panorama aus Lichtern umspielt von Lebendigkeit und Lachen. Es war Liebe auf den 1. Blick – die, Übersetzung als „geliebte Stadt“ also mehr als zutreffend :-).



Was zeigt dieses Ereignis: dass sich jedes „Unglück“ als absoluter Glücksfall erweisen kann. Ich setzte meine Fahrt nach Kroatien am darauffolgenden Morgen fort – wusste aber, dass ich definitiv wiederkomme!

Bevor das passierte, wurde ein Traum meines Bergsteigerherzes wahr: die Besteigung des Triglav, dem höchsten Berg des Landes – als 2-Tages-Tour über den Alpenverein ausgeschrieben. Aus Respekt vor dem Karawankentunnel fuhren frühzeitig ab – und wurden mit einer der schönsten Raststation-Pausen ever belohnt. Kurz nach dem Tunnel, ca. 25min. vor Ankunft fanden wir eine Rastwiese, deren umrahmender Fluss in der Abendstimmung blau-grün-kristallen schimmerte :-). Wir gönnten unseren von der Fahrt müden Füßen eine Kneippkur im Wasser und wärmten uns danach mit unserem mitgebrachtes Abendessen aus unseren Thermoboxen im Lichte der untergehenden Sonne.



Gut erholt – und das war mehr als gut – kamen wir beim Parkplatz vor der am Startpunkt der morgigen Tour liegenden Unterkunft an. Die Rezeption: ausgegliedert als separates Kassenhäuschen. Vor uns: ca. 40 wartende Menschen! Meine Nerven wurden gefordert, da unsere Zimmer-Reservierung nur bis zu einer gewissen Uhrzeit gültig waren – eine Stunde nach unserer Ankunft. Nach einer halben Stunde sahen wir, das wird nicht realistisch. Ich versuchte mit Händen und Füßen kurz Bescheid zu geben, dass wir ca. Nr. 15 in der Reihe, seit ca. 40min. da waren und unsere Plätze fix nehmen.

Wir hatten noch Glück, mehrfach. Als wir gefühlte 2h, in Realität so um die 75min. später an der Reihe waren, fehlten die weiteren 4 Personen unserer Tour noch immer …. der Karawanken-Tunnel war gesperrt worden – ca. 5min. nach uns – und das 2. Auto von unserer Gruppe ca. 5m davor. Mit Bitten und Betteln und vorauszahlen erhielten wir alle unsere Betten und hofften, dass unsere Berg-Kameraden noch ankommen würden. Unser Bitten wurde erhört. Gegen 21:30 waren wir vollzählig und freuten uns über ein Zimmer nur für uns im Nebenhaus.

Und auch der Tag der Besteigung war perfekt: die Menschen-Masse verteilte sich gut auf die 2-3 Hauptrouten und wir genossen unseren Klettersteig auf den Triglav in vollen Maßen und kamen zügig voran – und das bei, wie uns erzählt wurde, rarem perfekt blitzblauem Fernsicht-Wetter.

Gerne wäre ich noch an diesem Tag abgestiegen, aber wir hatten eine Hütte nahe des Gipfels reserviert. So genossen wir einheimische Kost (sehr lecker!) und noch mehr Sonne, um am nächsten Tag bei Regen – aber humaner als angekündigt, über die leichtere Route wieder abzusteigen. Ein wunderschönes Wochenende, mit vielen Höhen und Tiefen, bergmännisch und emotional 🙂



Zurück in die geliebte Stadt Ljubljana – oder auch Laibach, die sich als Kulturhauptstadt für 2025 bewirbt. Ein sehr großer Doppeltraum erfüllte sich mit einem mehr als spontanen Wochenendtrip mit einer meiner liebsten Reisefreundinnen aus dem Studium. Aufgrund unser beider vielfacher beruflichen Umzüge und ihrer neuen Rolle als Mama lag unser letzter gemeinsamer Urlaub über 10 Jahre zurück. Aber was für ein Revival!


Die an sich schon bezaubernde Stadt mit ihren drei nostalgischen Brücken mit imposanten (Löwen-)Skulpturen und dem dahinter thronenden „Schlossberg“ hatte sich in ihre weihnachtliche Festtagskleidung geworfen und strahlte mit dem staunenden Leuchten unserer Augen um die Wette.

Wunderschöne Stände mit lokalem Kunsthandwerk wechselten sich mit kulinarischen Köstlichkeiten ab. Tiefe Temperaturen bildeten den perfekten Rahmen für Glühwein und wenn dessen wohltuende Wirkung nachließ, konnte man sich an den zahlreichen Wärmelampen aufheizen. Als absolute Liebhaberin von schönen Weihnachtsmärkten nahm dieser einen der Top3, wenn nicht überhaupt Nr. 1 in meiner Alltime-Favourite-Liste ein. Die Kulisse der historischen Stadt, der sich durch die Stände schlängelnde Fluss Ljubljanica – schöner hätten es sich Maler nicht ausdenken können.


Der Vorteil, wenn man mit guten Freunden reist: man spricht offen über die eigenen Bedürfnisse – sei es die Nächte durchzutanzen oder aber einmal früher ins Bett, sei es lesen im Zug oder große Lust auf Plauderei. Man kann sich stundenlang über schöne Erinnerung oder zukünftige Pläne austauschen oder aber, und das geht nur mit wirklich vertrauten Menschen, gemeinsam schweigen und die Gedanken im Zug mit der Landschaft vorbeiziehen lassen.


Das abgesprochen, wählte ich einen Halbtages-Ausflug zu den Postojna Höhlen, einem weiteren meiner Reiseträume. Ich hatte großes Glück aus mehreren Sprachen bei der Führung wählen zu können – und ich kam zu einer 20 statt 200 Personen zählenden Kleingruppe – weil ich an diesem Tag Deutsch wählte ;-). Ich verliebte mich in die süßen blinden aber Licht wahrnehmenden Grottenolme, die im Schauaquarium in der Höhle zu sehen waren. In freier Wildbahn trifft man diese Tiere selten an, da sie in Klüften von Karstgestein leben. Daher war es eine große Sensation, als 2014 in dieser künstlich angelegten Umgebung in Postojna erstmals Eier gefunden wurden und 2016 der Schlupf zweier Tiere beobachtet wurde.

Fasziniert von dem Zauber des Lebens folgte Teil 2 des Auflugs… und dieser lehrte mich wieder einmal, dass man auch Überraschungen zulassen soll.

Selten aber doch habe auch ich Vorurteile – und so war die im Ausflug angebotene Kombi mit Burg-Besichtigung eher ein notwendiges Übel für mich. Aber wie hatte ich mich getäuscht! Die Predjama Höhlenburg ist eine unglaublich faszinierende perfekte Einheit aus Fels und Gebäude, die mich mehrfach ins Staunen brachte. Meinem großen Unmut „schon wieder ein Kerker, Ritterrüstungen, etc.) standen verwinkelte Steinmauern, faszinierende Verteidigungsstrategien und ein phänomenaler Aus- und Weitblick gegenüber. Wenn man heute jemand nach der Burg frägt: JA, definitiv ein Highlight von Slowenien!


Von den Rittern wechselten ich abends in den Orient und tauschte mit meiner Freundin am Abend im Hostel- nach einem gemeinsamen sehr schönen ausgedehnten aber auch klirr-kalten Nachmittagsspaziergang durch den Stadtpark – auf Kissen sitzend unsere Eindrücke des Tages aus.
In den Händen, ein wärmendes Getränk – ich weiß nicht mehr ob mit oder ohne Alkohol aber was mich extrem beeindruckte, war die Tatsache, dass der Orangensaft darin vor den Augen an der Bar frisch gepressten Früchten entstammte. Dazu noch Honig – es kann also nur was sehr Gesundes gewesen sein ;-). Und das für um die € 2,-! Mit diesen wohlig warmen Gedanken bestiegen wir unser Gefängniszimmer – ich war auf den Geschmack gekommen 🙂 – eine 2er-Zelle genial angelegt über 2 Etagen! Mein Herz war auf ewig gefesselt von Slowenien… und auch beim letzten Besuch führte mich mein Instinkt stets auf den richtigen Weg. Danke liebe Eva für deine herzerwärmende Freundschaft!

Slowenien IV, Dezember 2019: Ich war auf Weihnachtsmarkts-Reise Graz-Maribor. Nach all den wunderbaren Erinnerungen an Ljubljana waren meine Erwartungen hoch – und das ist das denkbar Schlechteste für Reisen. Zu viele Fotos, die man im Internet gesehen, zu viele Versprechungen von „wie schön es sei“ von Freunden. Ich bin ja generell der Typ, der sich kaum einliest, Bilder ignoriert und das magische Wow – des 1.Mal-live-Sehens lebt und liebt. Nie werde ich jenes Staunen des für mich „jungfräulichen“ Marcusplatz vergessen – oder eben Ljubljana.

Maribor, das 2012 bereits Kulturstadt war, erwartete uns: mit geschlossenen Geschäften (weil Samstag nach 13 Uhr), Glühwein-Ständen und … nichts. Keine Kunststände, kein Handwerk… kaum regionales Essen.

Wir beschlossen einen Spaziergang nach der Busfahrt zu machen, schlenderten entlang vom Fluss, die Szenerie erinnerte mich an die west-urfahrliche Donauufer-Promenade. Die Sonne strahlte und plötzlich entdecke ich beim Googeln einen Geheimtipp: ein Dachterrassen-Café: sehr versteckt das Gebäude, sehr unmarkant der Eingang. Wir fuhren mit dem Lift ins oberste Geschoss und wurden in der coolsten Après-Ski Bar ausgespuckt. Eine urige Holzbar, stilvolle Weihnachtsdeko, Lammfelle auf den Sesseln und als absolutes Highlight ein Sessellift-Sessel zum Posieren :-). Wir genossen einen köstlichen Cappucino, plauderten und zückten unser stets mitgeführtes Kartenspiel, das genau für diesen Moment, der 2h andauerte perfekt war.


Und wieder durfte ich beim Reisen viel lernen:

  • Die Reisegesellschaft verdoppelt die Freude einer schönen Zeit
  • Nichts ist wertvoller als Menschen, die einen wirklich gut kennen, bei denen man ganz man selbst sein kann
  • warte nicht zu lange, bis die deine Reiseträume wahr werden lässt – es könnte ja so schön sein, dass du wiederkommen und andere Menschen davon begeistern möchtest
  • suche das Glück im Unglück
  • Erwartungen sind das Tor zur Unzufriedenheit
  • sei vorbereitet für das Spontane (hab immer ein Buch, ein Spiel,… mit im Gepäck)
  • Genieße das Leben und spür das Tempo, das du gerade brauchst!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

code