Vom Gähnen & Genießen, mein 1. Stimmtraining


STIMME MACHT STIMMUNG

Ich habe mir 2020 schon einen Traum erfüllt. Seit 3 Jahren möchte ich mich mit dem Thema Stimme, meiner Sprechstimme, näher befassen.

Die Stimme ist ein, wenn nicht der wichtigster Teil unserer Persönlichkeit. Neben unserem Erscheinungsbild ist sie der Faktor, ob uns jemand sympathisch findet, ob wir unser Publikum mitreißen können, ob unser Vorschläge in der Arbeit gehört werden.

Seit 3 Jahren erwarte ich das Seminarprogramm von Bildungs-Schloss Puchberg mit größter Vorfreude, nur um stets festzustellen, dass beide Stimmseminare, die mich sosehr ansprechen, nie zeitlich mit meiner Arbeit vereinbar sind.

2020 sollte es nun anders werden – und zwar zweifach. Beide Seminaralternativen – 5 Wochen à 3h als auch das Wochenendseminar einer Referentin, die ich seit Jahren live erleben wollten, fügten sich harmonisch in meinen Terminkalender. Was tun? Würfeln? Nein, beides besuchen! Warum? Weil es mein Jahresthema werden sollte die Stimme, ein weiterer Reisebaustein zu mir, um mich besser kennenzulernen und vor allem weiterzuentwickeln – Stimme als Teil meiner Persönlichkeit.

Als erstes startete der 5-wöchige Stimmkurs mit einem Schauspieler. Zwei Teilnehmer, die Wiederholungstäter waren, brachten es auf den Punkt „Eigentlich macht man nicht viel, aber die Stimme profitiert ungemein“. Und so war es. Eine von drei Stunden lasen wir jede/r ca. 3 Sätze, die Zeit davor war der Körperwahrnehmung, der Entwicklung von Selbstbewusstsein, Präsent-Sein, Sich annehmen, Sich sehen, Sich spüren gewidmet. Kleine, leise Übungen, die den wortgewaltigen Unterschied machten. Es gab keine Hausübungen außer Beobachten, sich selbst und andere, und mein durch meine übliche Nachmittagsmüdigkeit ständiges Gähnen war „zutiefst erwünscht“. Was für ein Volltreffer dieser Kurs.

Nach 4 Wochen, als wir nach den Kurszielen in der nächsten Woche gefragt wurden, hörte ich mich sagen „Ich habe meine Ziele übererfüllt“ – ich hatte ein gutes Vorbild in „Mischung aus verständlicher Sprache und Dialekt“, meine Stimme war lauter und voller und ich genoss das Ausprobieren von Mimik und Gestik vor den prunkvollen Spiegeln im majestätischen Spiegelsaal.

Nach Woche 4 folgte mein Wochenendseminar mit einer renommierten Sprecherin, die, wie ich erwartet hatte, von der ganz anderen Seite kam. Dezidierte Stimmübungen, ein roter Faden, Theorie – alles was ich mir ursprünglich erwartet, aber dann als „wohl doch nicht nötig“ abgetan hatte.

Anfangs tat ich mich schwer mit dem Einlassen auf diese Struktur, in einen Kurs, der mich stark an das Bemühen und die Effizienz meiner alten Konzern-Angestellten-Zeit erinnerte. Die Gruppe war (mir) im Gegensatz zum Wochenkurs 3x zu groß – und dann geschah Magisches – JEDE/R der 16 TeilnehmerInnen bekam kleine Häppchen an Input, die exakt für sie/ihn angerichtet wurden, manchmal geteilt, aber immer serviert als 1:1 Coaching – ich war fasziniert. Ich lernte, was ich ursprünglich wissen wollte über die Entstehung der Stimme, die dafür relevanten Körperteile, ich summte, brummte, u-lippelte, brrrrrmte, wuffte, blies Kerzen aus und lernte mein Klavier zu spielen.

Als wir nach einem Abend, einem ganzen intensiven Tag am Vormittag des 3. Tages die Abschlussworte „Marmelade und Schokolade“ in unsere Runde feilboten, bekam ich Gänsehaut – und so alle anderen 15 mit mir. Die Entwicklung von großteils sehr leisen, schüchternen Menschen wich einem Auftritt von „Göttinnen“, MeisterverkäuferInnen, Menschen, die ihren Namen nobelpreiswürdig der Welt verkündeten und deren Lebensfreude im Konzertsaal ihrer Stimme Achterbahn fuhr.

Was mir hängen geblieben ist: Stimmaktivierung gehört dazu wie das tägliche Zähneputzen, sonst reden wir mit 70% und beschleimen unser Gegenüber. Ich lernte ein „ei“ gegen ein „a-i“ zu tauschen und damit meine nasale Allergiestimme gegen einen tief zufriedenen, gut verständlichen tief vibrierenden Brustton.

All diese Zuversicht nahm ich tagsdrauf in dern 5-Wochen-Kurs-Abschlusstermin mit und brillierte „auf der Bühne“ – wo wir einen Satz als auch eine Stehgreifrede feilbieten sollten. 99erstemale erhallte den Spielgesaal mit einladenden – noch nicht ganz italophilen Gesten (eine meiner Hausübungen vom Wochenende). Ich hörte tief in mir drinnen, hier gehöre ich hin – ich will der Welt etwas mitteilen und gehört werden. Nicht nur von der Tulpe (das verstehen jetzt nur alle Anwesenden) sondern von allen, die erblühen wollen.

99erstemale-Tipp: Allen von euch, die sich persönlich weiterentwickeln wollen, empfehle ich aus tiefster Überzeugung ein Stimmtraining. Wenige Tage später habe ich eine der schlechtesten Reden als auch einen der äh-rgsten Podcasts zu Gehör bekommen – und gemerkt, was schlechte von guten von Top-Rednern unterscheidet. Stimme macht Stimmung – oder eben nicht. Stimme schafft Vertrauen, Hoffnung, Verbindung, Verlangen, Motivation – und das versuche ich fast täglich in meinen Bewegungskursen umzusetzen. Stimmts?

Und ja, ein Mmmmmmmh ist wohl höflicher und business-liker als ein offenherziges Gähnen – und da beides die gleiche Entspannung des Rachenraumes bringt, fühle ich mich daran bestätigt, dass „Genießen“ weiterhin das Wort des Jahres bleibt 😉 (ein Pilates-Insider). Und jetzt gute Nacht… Gähhhnn….

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