@home-Idee5: zuhören

Nach so viel Action beim Einradfahren möchte ich heute wieder eine ruhigere Idee mit euch teilen, die meiner Meinung nach sehr gut in die Corona-Phase passt – UND in jeder andere Zeit und Phase unseres Lebens.


Wir haben in den letzten Wochen sehr viel Zeit zuhause verbracht – viel mit der Familie und hoffentlich auch mit uns selbst. Wer diesen Beitrag viel später als April 2020 lesen wird – es gibt immer Zeiten der Muße, im (Sommer)Urlaub, bei einem Wellness-Tag, an einem verregneten Wochenende oder ev. als Jahresrückblick an den Weihnachts- und Neujahrsfeiertagen.

Zeiten, um darüber nachzudenken, wie es uns wirklich geht. Nicht, das im Smalltalk „wie gehts“ – „passt scho“ – wie wir ÖsterreicherInnen zu sagen pflegen. Sondern jene Antwort, die wir oft nur unseren engsten FreundInnen anvertrauen – nämlich wie es uns wirklich geht.


ABER: wissen wir das wirklich immer so ganz genau? Ist nicht der Alltag manchmal viel zu hektisch, sodass wir einfach nur funktionieren, weit weg davon, uns eigentlich zu spüren, uns wahrzunehmen?


Machen wir das Beste aus der jetzigen „Wartezeit“ – in der Naturabenteuer zumindest diese Woche noch auf die Mitbewohner eingeschränkt und spannendere Bergtouren eher nicht wünschenswert sind.

Hören wir zu – 2fach: zuerst einmal UNS. Wenn wir nicht wissen, was uns beschäftigt, wie sollen wir dann jemand anders darauf Antwort geben.


Daher nehmt euch 10min. Zeit – für je einen dieser Gedanken:

  1. Fühle ich mich gesund?
  2. Gibt es etwas, das mir „Angst“ macht – ein Gespräch, vor dem ich mich lieber drücken würde; ein Projekt, das mir etwas zu groß erscheint,…
  3. Was sind meine Ziele für dieses Jahr?


Hör dir selbst zu – und mein persönlicher Tipp – schreib deine Gedanken dann auf ein Blatt Papier.


ZUHÖREN 2: und davon wollte ich eigentlich schreiben, bis mir klar wurde, das geht nicht ohne die „Vorbereitung“, das Selbst“gespräch“.


Wähle eine Person, die dir sehr am Herzen liegt. Am einfachsten ist es natürlich, wenn du mit dieser Person, z.B. deinem Partner oder Kind – zusammen wohnst. Dh. ein persönliches Treffen ist wünschenswert.

Aber auch über Web-Telefon kannst du zuhören „üben“ – ich habe von vielen MeetingteilnehmerInnen der letzten Wochen gehört, dass sie über Computer intensiver zuhören – weil es virtuell noch viel unhöflicher scheint, zu unterbrechen und durch die schwieriger wahrnehmbare Mimik man oft nicht gleich merkt, wann jemand fertig ist mit seinen Gedanken.



Und genau das ist der Punkt, meine Idee: Setzt euch 30min. zusammen – gerne mit einem Getränk an einem Ort, an dem ihr euch wohlfühlt, wo keine „Arbeit rumliegt“, wo ihr entspannen könnt. Sollte das nicht die Wohnung sein – geht raus in die Natur, am Balkon, in den Garten, auf eine Parkbank.

Und dann: HÖRT zu. Jede/r von euch bekommt 10 Minuten, in denen er/sie erzählt, was ihr am Herzen liegt. In diesen 10 Minuten wird NICHT unterbrochen, nur aufmerksam zugehört.

Merkt ihr, wie viele Anmerkungen und eigene Erfahrung zu dem Gehörten euch in den Kopf kommen? Kommentare, die man am liebsten gleich einschieben möchte. Und, dann in dieser Zeit eigentlich gar nicht mehr aktiv zuhört.


Ich finde es eine bereichernde Übung, einfach mal nur zuzuhören, die eigenen Gedanken auszuschalten und das Gesagte des Gesprächspartners einfach nur wirken zu lassen. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch Notizen machen – um im „Block 3“, den dritten 10 Minuten über diese zu sprechen.


In Block 2, den zweiten 10 Minuten wechselt ihr und die 2. Person spricht – auch wieder ohne unterbrechen zu werden. Gesten und Nicken, Zustimmung und Erstaunen sind selbstverständlich erlaubt und erwünscht.

In den letzten 10 Minuten könnt ihr dann über offene Punkte sprechen und auch über euer Gefühl, wie es euch bei dieser ev. sehr ungewohnten Gesprächsweise ergangen ist. Erzählt euch, was euch überrascht hat, was ihr ev. noch gar nicht gewusst habt, resümiert mit Gemeinsamkeiten und bedankt euch für die wertvolle Zeit des Gesprächspartners.



Wenn ihr das öfter machen wollt, könnt ihr euch auch für jedes Mal ein Thema überlegen (wenn euch die Idee gefällt und ihr regelmäßig z.B. 1x in der Woche „schweigend hören wollt“) z.B. Träume, Ängste, Wünsche, Haushalt, Urlaubspläne… wo immer ihr einen Wunsch verspürt, euch darüber tief gehender auszutauschen.

Für jede Beziehung – ob freundschaftlich, familiär oder partnerschaftlich – gilt: eine offene und regelmäßige Gesprächsführung ist die Voraussetzung, dass man ein gemeinsames Jetzt bewusst (er)lebt – indem man einerseits die Vergangenheit und daraus resultierende Werte und Eigenheiten des Partners versteht und zweitens auf gemeinsames Zukunftsvisionen aufbauen kann. Und wunderschön ist diese Idee auch mit und für die Beziehung zu euren Kindern – auch sie haben viele Träume, Ängste, Ideen – die sie gerne teilen, wenn ihr euch Zeit dafür nehmt.

Abschließen möchte ich mit einem Gedanken:


„In einer Beziehung geht es nicht darum, sich in die Augen zu schauen, sondern gemeinsam in die gleiche Richtung zu blicken.“

(in Anlehnung an Antoine de Saint-Exupéry)

2 Gedanken zu „@home-Idee5: zuhören

  1. Sehr gute, aber auch sehr anspruchsvolle Übung! Für mich besonders, hab oft schon die Antwort parat, bevor der/die andere noch fertig war. Bin aber trotzdem anscheinend/scheinbar? ein guter Zuhörer, sonst wäre ich wohl nicht ein so beliebter Ansprechpartner für „Gott und die Welt“. Aber: Zwischen zuhören und ZUHÖREN gibt es natürlich riesige Unterschiede und es ist sehr gut, dieses Thema aufzugreifen, ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr! Wünsche Euch allen gutes Gelingen beim Zuhören und auch beim Hören „Zwischen den Zeilen“

    1. Lieber Karl,
      vielen Dank für deine Anmerkung – ja, das mit „die Antwort, die man schon im Kopf hat“-beiseite zu legen ist eine Herausforderung… an der man wachsen kann :-). Ich freue mich, dass ich dich inspirieren konnte!

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