Land 15/40 Kuba

Das 1. Mal kam mir Kuba in der 2. Studienhälfte unter, als ich in Innsbruck 2004 zu Gregor in die WG zog. „Kuba befreien“ wurde unser Stichwort, wann immer wir Lust auf einen Cuba Libre hatten – natürlich nur mit echtem Havanna Rum, je älter, desto glücklicher die Befreier 🙂


Genau Jahre später, zum Jahreswechsel 2013 auf 2014, sollte ich das exotische KUBA wirklich sehen, jenes Land, das mit seiner Diktatur so fern die Hektik unserer schnelllebigen Zeit schien. Ich glaube die Idee dazu hatte meine Mama, als wir Urlaubsdestinationen für unsere bevorzugte gemeinsame Reisezeit – die Weihnachtsferien (sie war damals noch aktiv im Berufsstand der Lehrer :-)) – überlegten. Da ich gerade die Ausbildung an der Prager Fotoschule machte, hatte das für seine Farbvielfalt bekannte Land auch für mich einen besonderen Reiz und wir waren uns einig. Meine Mama – oder ich? – machten uns auf Safari quer durchs www und buchten schließlich online bei einem auf Kuba spezialisierten Anbieter.



Eine Vorab-Challenge waren allerdings die Flüge – da wir recht spontan beschlossen hatten wegzufliegen, waren diese teurer als die 2 Wochen Rundreise, zu teuer… bis wir auf einmal eine Alternative über Russland fanden – und diese und die oben genannte Reise buchten. Was ich NICHT bedacht hatte: die Zeitverschiebung. Ich freute mich wie ein kleines Kind über die guten Verbindungen ohne lange Wartezeiten zu einem Drittel des Preises des Direktfluges. Leider ergatterten wir keine der ausgebuchten Schlafkojen und erholten uns stattdessen 7h am Boden von Moskaus gigantischem Flughafen :-). Danke Mama für deine Unkompliziertheit bei den wirklich großen Dingen ;-)).



Und das war ein würdiger Einstieg und ein gutes Training für eine kunterbunte Reise, die ich am besten mit folgenden Worten zusammen fasse: Geduld, Spanisch und Flexibilät – diese 3 wurden unsere wichtigsten Reisebegleiter in den kommenden 14 Tagen:-).


Situation Nr. 1: wir kamen am Flughafen an…. und wurden vergessen ;-). Ich rief die auf unseren Reisedokumenten aufgedruckte Notfallnummer an – und keiner hob ab. Es war abends und es wurde dunkel. Wir fuhren auf gut Glück in unser für den 1. Abend o.ä. angeführtes Hotel – und hatten riesen Glück, weil es kein ähnliches sondern jenes das war, das uns kurz vor Einbruch der Nacht aufnahm. Prüfung 1 gemeistert 😉



Natürlich vermisste uns auch am nächsten Tag niemand und erst nach mehrmaligem Telefonieren – mein Spanisch begann rasantere Fortschritte zu machen als das Land in den 10 Jahren davor – wurden wir am darauffolgenden Tag abgeholt. Und, da sie uns ja vergessen hatten – erbten wir eine Woche allein mit einem eigenen Guide, einem eigenen Fahrer und einem spritzigen kleinen Geländewagen.



Mit Guide Domingo und seinem langjährigen Fahrer-Freund Ramón erkundeten wir die westliche Hälfte des Landes, durchfuhren Sperrungen, bezwangen Wege, deren Löcher größer waren als die „Straße“ selbst, wohnten in urigen Dschungelhütten inmitten von Palmen mit Handtuchtieren so vielfältig das herrliche Obst, das so schmeckt wie es aussieht, süß, auf der Zunge zergehend, verboten gut wie im Paradies. Dazu für meine Mama den weltbesten Schokoladenpudding – dessen Ursprung wir tagsüber auf einer Kakaoplantage auf eindrucksvolle Weise erklärt bekamen. Ich konnte mich nicht satt sehen an der Fülle der Natur, den stattlichen Bäume mit pink-grün gemusterter Rinde, den eleganten Bananenstaudenblüten und den monströsen grünen Früchten, die größer als mein Kopf auf viel zu dünnen Ästen turnten.



Im krassen Gegensatz dazu die nicht minder bunten aber staubigen baufälligen Häuser HAVANNAs. Besonders Mama bestaunte die Autos und musste schmunzeln, als sie in einem Taxi saß, das ihr Baujahr war :-). Wir stießen zu Weihnachten mit einer Kokosnuss am Strand an und genossen einen Mojito im weltbekannten Floridita, der Bar Hemingways. Die Lebensfreude der Einheimischen, ebenfalls ein bunter Mix an Menschen mit afrikanischer und auch asiatischen Zügen schwappte im Rhythmus des Cocktailglases auf uns über und wir feierten Silvester – zwar leider nur zu zweit – aber unser Wunsch auf Gesellschaft wurde kurz darauf erfüllt.



Nach einem Inlandsflug, da das klein anmutende Land für 2 Wochen doch viel zu groß für ein stressfreies Herumcruisen im Auto ist , landeten wir in TRINIDAD, um den Osten der Insel zu erkunden in einer kleinen feinen Reisegruppe :-). Zwar mussten wir am Abholtag wieder ca. 3h kubanischer Wartezeit in Kauf nehmen, aber nach einer Woche waren wir entspannt wie die durchgechillten Hängematten unserer Unterkünfte.


Ich liebte Trinidad, das im Vergleich zur gigantuösen 2 Millionen Metropole Havannas den Charme einer 70.000 Einwohner-Kleinstadt hatte. Wir besuchten eine lokale Töpferei und ich staunte über die kreative „Löchertechnik“, die so filigran war, dass ich es nicht wagte, eine der großen Vasen mitheimzunehmen, die mich so faszinierten.

Keramikwerkstätten in unterschiedlichen Ländern zu besuchen ist für mich stets ein Highlight meiner Reisen – so erinnere ich mich an beeindruckende Besuche in Peru, in Griechenland, der Türkei und eben hier – jede Kultur hat ganz spezielle Techniken, allesamt einzigartig in Form und Farbgebung. Hier in Kuba war ein ganz typisches Gefäß der henkelfreien Becher für das Nationalgetränk Canchánchara, einem Cocktail mit Rum, Honig und Limette, den wir stilecht vor Ort verköstigen durften.

Mit unseren neuen Reisegefährten genossen wir zu Reiseende ein paar erholsame Tage im Strand zum Seele baumeln und die vielen Eindrücke des beeindruckend vielfältigen Lands Revue passieren zu lassen: Kakao- und Tabakplantagen, Tierreservats mit Büffeln und tiefroter Erde, kolionale Gebäudefassaden und den Rhythmus von Salsa und Son gepaart. Dazu gönnten wir uns meinen 1. Mojito, der mir einen schrecklichen Abschluss bereiten sollte – da ich mir hier das 1. Mal Eiswürfel gönnte, was ich auf der Fahrt zum Flughafen tags darauf bitter bereuen würde. Bis zum Abflug war ich wieder stubenrein, sodass ich mit an Board tanzen durfte.


Ich bin dankbar für diese Reiseerfahrung eines Landes, das sich von Jahr zu Jahr mehr von seinen Ursprüngen entfernt. Gerade Havanna hat einen sehr schalen Beigeschmack bei mir hinterlassen – Jede/r!, der uns am freien Tag ansprach und wie mir scheinte Interesse am Gespräch bekundete, betonte am Ende stets, wie dringende er/sie Geld für Medikamente und Kinder benötigte. Und fast unheimlich war unser Restaurantsuche in der Hauptstadt – da es außer in den Hotels nur private Paladars gab – aber wo diese finden? Wir wurden gefunden – als wir suchend umherzogen. „Sie wollen essen gehen? Ich kenne da gleich was in der Nähe, eine Bekannte von mir – SEHR lecker.“ Als wir uns nach 15min. Fußmarsch vom Zentrum immer weiter entfernten, wurde die Situation unentspannt, spontan ein näheres Paladar vorgeschlagen, von dem wir dann aber spontan flüchteten und noch sehr lange mit den Augen verfolgt wurden.

Als freie Menschen mit allen Möglichkeiten des Reisens und der Selbstverwirklichung ist es für mich nur schwer vorstellbar, was ein Aufwachsen und Leben in Kuba bedeutet, vor allem die damals nicht existierende Reisefreiheit gab mir sehr zu denken. Dass wir in den Augen der Kubaner – und auch sehr vieler anderer ärmerer Länder – reich erscheinen, auch wenn wir sehr lange auf eine Reise gespart haben – ist nur zu verständlich.

Reich an Lebenserfahrung und farbenfrohen Fotos kamen wir gut nach Hause und mit den € 400,- als Schadenersatz für die wirklich vielen Pannen, die ich hier nur umrissen habe, begannen wir, unseren nächsten Urlaub zu planen :-). Ein wunderschöner Heimflug bot farbenfroh einen würdigen Abschluss dieser kunterbunten Reise.

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