Land 37/40: Ungarn

Bald endet die Reise… heute der vorerst letzte Bericht aus dem „Ausland“. Wobei Ungarn bis vor knapp 100 Jahren für fast 50 Jahre gemeinsam mit Österreich eine Doppelmonarchie bildete. Und WiE nah wir uns standen, erfuhr ich unbewusst bereits als kleines Mädchen.

Ich besuchte ca. 1985 meine Urgroßmutter im Krankenhaus. Nicht, dass ich viele Erinnerungen hätte. Nur jene, aber wohl sehr tief prägende, dass ich sie begrüßt hatte und sie mir höflich antwortete. Ihr Mund öffnete und schloss sich und die Worte sprudelten… aber ich verstand sie nicht.

Zwei Jahrzehnte später sollte ich die Ursache erfahren. Ich bin leider in einer Familie aufgewachsen, die die Vergangenheit unter den Teppich kehrte statt mich als Jugendliche daraus lernen zu lassen. Fakt ist, dass ich erst beim Begräbnis meines Opas erfuhr, dass seine Mutter Ungarin gewesen war. Das war es also: sie sprach Ungarisch bei meinem Besuch! Sie sprach Ungarisch, da sie sich im letzten Stadium von Alzheimer befand und sich nur mehr an die frühsten Kindheitserlebnisse erinnerte, so wie eben ihre Muttersprache.


Lange überlegte ich, als ich das erfuhr, ob ich diese, meine Familiensprache erlernen sollte. Ich liebe die Herausforderung, mich an fremde Laute, ev. sogar Schriften und Grammatik heranzutasten – so viel offenbart sich darin über die Denkweise und die Geschichte eines Landes. Meine finale Entscheidung fiel jedoch gegen Ungarisch aus. So wie bei Italienisch bin ich nicht überzeugt davon, für „nur“ eine Land eine eigene Sprache zu lernen – noch dazu, wenn ich dieses nicht noch einige Male bereisen wollte (so wie z.B. Nepal oder Griechenland, mit zwei Sprachen und Schriftzeichen, die mich faszinieren).



Eine Reise in die Vergangenheit

Ca. 1 Jahr vor dem Tod meines Opis war ich das 1. Mal selbst in Ungarn – und im Nachhinein betrachtet, ist es mir durch meine Familiengeschichte nun verständlich, warum ich mich damals, bei meinem 1. Besuch so hingezogen zu diesem Land, seinen Menschen und Kultur fühlte.


Gemeinsam mit einer damals sehr engen Freundin buchten wir einen Wochenend-Trip nach Budapest, der als Extra eine Stadtführung inkludierte. Ich lebte damals in Zürich und war jeden Tag mit Schwiizerdütsch, Hochdeutsch, Französisch und Englisch konfrontiert, arbeitete sehr hart… und war müde. Meine Freundin stimmte zu, dass sie das auch sei – und so entschieden wir uns für eine Stadtführung auf deutsch. Und was für eine geniale Wahl! Während eine 10-15 Personen umfassende Gruppe des Hotels am nächsten Morgen für die englisch-sprachige Tour abgeholt wurde, blieben wir zu zweit. Unser Guide – flink wie ein Wiesel – wechselte den Rundfahrt-Minibus auf einen PKW, da auch in anderen Hotels niemand mehr zusteigen würde. Eine Privat-Tour, wie genial!!!!

Balázs erwies sich als sehr kompetenter und extrem sympathischer Guide, der perfekt deutsch sprach. Sein einziges Manko – eine Haube mit englischer Flagge. Prompt schenkte ich im meine Tirolmütze – für alle weiteren deutschsprachigen Touren 🙂

Während des spannenden Halbtags plauderten wir auch viel, z.B. auch über unsere Familien. Und wie klein ist die Welt – Balázs Schwester arbeitete und lebte damals in Hinterstoder, dem Skiort meiner Kindheit.

Und so kam es, dass wir nicht lebewohl sagten sondern auf Wiedersehen – und seither verbindet Balázs, seine Frau Kinga und deren wunderbaren zwei Kinder und mich eine schöne Freundschaft – mit insgesamt drei Zusammentreffen seit dem Kennenlernen: zwei davon in Wels und eines in Budapest, bei meinem 2. Besuch


An der schönen blauen Donau

Nach meiner Kreuzfahrt-Jungfernfahrt schwor ich mir, nie wieder die Welt im Titanic-Stil zu erkunden. ABER, mich reizte die Erfahrung einer Fluss-Kreuzfahrt. Mit dem Land in Sichtweite sollte das mein Landratten-Sicherheitsbedürfnis wohl erfüllen!?

Und wie es das tat! Ich boardete mit einer Schweizer Freundin in Wien und wir tuckerten genüsslich Richtung Budapest, mit 2 Spazierstopps. Einer davon sehr spannend in Komárno (in der Südslowakei) als auch genau am anderen Ufer im ungarischen Komáron.



Das Schiff erreichte Budapest am Vormittag und trafen uns mit Balázs und seiner Familie auf ein freudig erwartetes Wiedersehen. Wir schlenderten durch die Gassen der ungarischen Hauptstadt, die ähnlich wie Wien ca. 1,7 Millionen Einwohner beherbergt. Budapest entstand 1873 durch die Zusammenlegung der zuvor selbstständigen Städte Buda, Óbuda und westlich der Donau und Pest auf der Ostseite des Flusses.

Ich liebe Städte, die am Fluss liegen – und noch dazu, wenn sie mit Bergen umrahmt sind, wie hier in kleinster Weise die Budaer Berge mit bis zu 527m Seehöhe 🙂  

Wir genossen die köstliche ungarische Küche und plauderten vergnügt in meinem Lieblings-Strudel-Lokal. Am Ende unseres Spaziergangs luden wie die Familie ein, das Kreuzfahrtschiff mit uns zu boarden – für die Kinder ein sehr aufregendes, weil 1. Mal. Wir verabschiedeten uns herzlich, zuerst von Balázs, dann von der im goldenen Lichte des Abends versunkenen Stadt.


Gemächlich näherten wir uns im Spiel der Wellen begleitet von Klaviermusik meiner Heimat, der letzten Station meines Reiseblogs. Bald werden wir anlegen.

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