Mein Sommer in OÖ#1: Sommerfrische oder „Der Tag der Strohhalme“

Die Frage des Sommers 2020: Wann ist der perfekte Moment, um Hallstatt zu besichtigen?? Die Antwort der vergangenen Jahre: NIE. Und heuer? Nachdem das „in Österreich“-Reisen wieder begonnen hat – schlug der Geistesblitz wohl flächendeckend ein „JETZT nach Hallstatt, wo erstmalig keine Touristen sind“. Und eine Karawane an Österreichern setzte sich in Bewegung…

Hallstatt war kurzum zum Nr. 1. Spot des Heimat-Sommers in Österreich avanciert… und eigentlich alles wie vorher – nur, dass man statt einem Gewirr aus primär fernöstlichen Fremdsprachen österreichische Dialekte rechts und links unfern seiner Ohren wahrnimmt.


Ich wartete geduldig… mehrere Babyelefantenherden lang… und nahm gestern Anlauf. Freitag sei sicher besser als die Wochenenden, dachte ich. Mit Weiermair Busreisen wählen wir die komfortable Art zu reisen – „Aufwachen“ beim frühmorgendlichen Anreisen und Wanderweg- statt Parkplatzsuche 🙂


Statt dem Zug wie im Programm vorgesehen, wählten meine Mama und ich nach Rücksprache mit dem Busfahrer den Ostuferweg, der von Steeg, unserem Ausstiegspunkt, wahlweise nach Hallstatt Bahnhof (am Ostufer) oder nach Obertraun führt. Dieser wunderschöne flache, großteils direkt am Ufer des Hallstättersees verlaufende Weg, war für den heißen Tag eine optimale Wahl.

Nicht nur führte die Strecke, die zuerst noch mit Autos und bis auf einen kurzen, dafür umso idyllischern Teil mit (E-)Fahrrädern geteilt wurde, immer wieder durch schattige Gefilde, es lockten auch mindestens 3 große, tw. von den Bundesforsten betriebene Badeplätze) und viele kleine Nischen, mit Seezugang – und ich erfreute meinen wenig hitzebeständigen Körper mit SAM (Schwimmen am Morgen) . Eine kleiner Lehrpfad und eine leicht schwankende Brücke sorgten für weitere Abwechslung am Weg. Apropos: „Wer schwankt, hat mehr vom Weg“ – so gelesen beim Seeraunzn, einem netten Lokal gleich zu Beginn der Strecke, an dem wir aber motiviert vorbei wanderten.


Wir entschieden uns ob der steigenden Hitze für die schnellste Option – die Verbindung Hallstatt Ost mit Hallstatt West/Zentrum – mit nur € 3,- ist die kurze Fahrt mit dem Schiff wirklich ein Schnäppchen und beförderte uns direkt nach Hallstatt City :-).


Stärkende Strohhalme
Vom Spazierflanieren entlang des Ufers hungrig geworden, befragten wir Tripadvisor um „das beste Restaurant“ in Hallstatt – und landeten im Grünen Baum, dessen Wurzelterrasse über dem See schwebt.

Sehr durstig entschied ich mich gegen jedweilige österreichische Schmankerln und wählte das Gazpacho, eine kalte Tomaten-Gemüse-Suppe, die ich von diversen Spanien-Urlauben sehr liebe. Ich bekam diese sehr edel serviert in einer Karaffe, die von einem schwarzen Plastik-Strohhalm Marke Billigsdorfer begleitet wurde. Als ich merkte, dass meine Nase fast in der Vase äh Karaffe verschwand, bat ich um eine Schale mit Löffel – und merkte, wie sehr sich die Aromen mehr entfalten, wenn man diese genussvoll zu Mund führt statt sie wie die 1L-Cocktail-Kübel in Ibiza hastig zu schlürfen.

Der Strohhalm blieb ungeliebt zurück – was sich ein paar Stunden später in BAD ISCHL als großer Fehler herausstellte. Brav Tourist wählten wir natürlich die Konditorei Zauner an der Esplanade, um erneut am Wasser (an der Traun) unsere Nachspeise zu genießen… ich, immer noch durstig, sah den kühlen Eiskaffee schon meine Kehle erfrischen.


Apropos Eiskaffee: BITTE ladet mich NIE auf einen klassischen Eiskaffee ein – etwas das ich GAR NICHT MAG. Weder Fisch noch Fleisch – ein Kaffee, der von Eisflankerl durchzogen wird, ein Eis, das man kaum löffeln kann, weil es gegen die Hitze des Kaffees keine Chance hat. Und dann auch noch Vanille – die letzte von aktuell ca. 50 verschiedenen kreativ-innovativen, fruchtig, doppelt-cremig-verspielten Eis-Sorten am österreichischen Markt, die ich wählen würde…


Und daher war meine Freude groß, als ich auf Nachfrage erfuhr, dass es einen gerührten Eiscafé gibt! Die Vorfreude schaltete meine Achtsamkeit aus und ich vergaß zu fragen, ob ich die Sorte wählen dürfe. Aber Glück gehabt, köstliches Kaffee-Eis erwartete mich – ca. 10cm unter Schlag begraben. Bei einem gerührten Eiscafé eher selten – ich bat um eine Tasse, um diesen zu entladen… was wohl ein Fehler war. Ich denke, dass in der Zeit, wo man/frau den Schlag löffelt, das Eis ein bisschen zu schmelzen beginnt. So fand ich 3 sehr kühle Kugerl, die ich mit dem beigelegten Silberlöffel aß! Mein Traum des in Gedanken so cremig-flüssigen Eiscafé-Getränks zerschellte an der Realität – und ich verstand, warum ich auch keinen Strohhalm hatte serviert bekommen.

FAZIT: Neben meinen fast immer mitwandernden Glöffel (Kombi aus Gabel und Löffel), kommt jetzt auch ein Dauer-Strohhalm aus Bambus mit ins Gepäck ;-), man weiß ja nie.

Am Rückweg gönnte ich mir in der sehr stilvoll-hippen Kaffeesiederei Immervoll einen flüssigen Cold-Brew – der die perfekte Ergänzung zum Eiskaffee-Essen gewesen wäre. Also auch auf der Merkliste: Cold-Brew kaufen, einpacken und im Zauner über den vom Eis wirklich sehr köstlichen gerührten Eiskaffee leeren – das entschärft dann auch den sehr reichhaltigen Kaffeelikör :-). Aber wie gesagt, wer schwankt, hat mehr vom Weg :-).

Ein kleiner Schwenker in das sehr einladende Küchen- und Interiorgeschäft Küchenkastl 10min. vor Abfahrt brachte mich zum Schmunzeln – eine Packung edler schwarzer Glas-Strohhalme sprang mir in die Augen und meine Kamera und wird ev. noch anonym zum Grünen Baum geschickt. Wenn schon schlürfen, dann bitte stilvoll! PS: Der dortige Eismarillenknödel, den meine Mama dort wählte, war ein Gedicht. Und mit einem solchen möchte ich schließen:

Sommerfrische: in die Kurstadt statt auf die Alm
ein Glas-Stroh-Halm statt Kuh mit Halm
gerührter Eiskaffee statt Milch und Klee

Ein See mit Bank, statt Alm ein Steg
wer schwankt hat sicher mehr vom Weg
ob vom Schnaps oder Kaffee-likör
gelber Raps, rote Nasen-culör.
(Farbe auf Schweizerisch :-)).


PS: In der Törö-Pizzeria fix eine Babyelefant-Breite Abstand 🙂

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