Wels#11: To Press oder To Pour, das ist hier die Frage…

Wer im (asiatischen oder südamerikanischen) Ausland einmal eine richtig reife Avocado, Mango, XY gegessen hat, ist für immer „verdorben“ und wird Mühe haben, in Österreich die gleichen kulinarischen Glücksgefühle wiederzufinden. So geht es mir seit gestern auch mit Kaffee. Habe ich doch den – ok, fast – perfekten Filterkaffee kredenzt – jetzt gibt es kein zurück mehr.


Nur eines: Zurück zum Anfang der Geschichte:
Schon lange wollte ich einen Kaffee-Workshop meines 99erstemale-Partners der Kaffeeothek besuchen. Die Wahl besteht derzeit aus den 3 Angeboten:
* Es geht um die Bohne-Workshop
* Espresso-Workshop und
* Filter-Workshop


Spannend finde ich alle drei extrem, spontan hingezogen fühlte ich mich aber vom 1. Moment an zum Filterworkshop. Als Kind der 80er entfaltete ich meine Origamikünste an den braunen Filtertüten und genoss als Belohnung den exotischen Geruch, der mich in 1001 Nacht entführte. Und auch gestern nahm mich der Duft mit auf eine Reise in die Auszeit. Doch wie unterschiedlich dieses Aroma war – und das sogar innerhalb einer Sorte! Ich war verblüfft.


Noch ein Sprung zurück. Sehr neugierig war ich, was denn alles im Zusammenhang mit Kaffee unter die Methode des Filterns fällt. Mein bescheidenes Wissen wurde jedoch bestätigt und um Methode 3 erweitert.

  1. das klassische „Filtern“ – neudeutsch „Pour Over“
  2. French-Press
  3. Aeropress

Bevor wir selbst Hand anlegen und unsere Künste unter Beweis stellen durften, nahm uns Stefan, der Gründer der Kaffeeothek mit auf eine Reise in die Fachsprache des Kaffees. Es trifft sich ausgezeichnet, dass Stefan nicht nur Kaffee-Connaisseur, sondern auch Wein-Sommelier ist. Haben diese beiden Genüsse doch einiges gemeinsam.


Wir begannen unsere Ausbildungsreise mit einem Einblick in die 4! unterschiedlichen Bohnensorten, von denen derzeit 2 für die Produktion verwendet werden. Anhand des Prozess des Pflückens, (Nicht)-Waschens erklärte uns Stefan, wie unterschiedliche Aroma erzeugt bzw. verstärkt werden – und diese zu beschreiben lernten wir im nächsten Schritt.

Unsere Gruppe war sich einig und wir wählten für unsere Praxisteil einen schokoladig-nussigen Kaffee – anstelle eines fruchtigen.

Wir starteten mit meinem aktuellen Ritual, der FRENCH PRESS – lernten den richtigen Mahlgrad, die optimale Kaffeemenge pro 100ml, die perfekte Wassertemperatur – und eine geniale Ausführung der French Press, die den Kaffeesatz nach dem „Press“ trennt, sodass der Kaffee nicht nachzieht, sollte man ihn nicht auf 1x trinken. Für Home-Office-French-Press-Junkies gibt es dann noch das Thermomodell, mit Warmhaltefunktion.

Soweit, so noch relativ einfach – wir steigerten die Herausforderung: POUR OVER in der V60 und Kalita-Variante. Was bei Stefan so einfach aussah: abwiegen, Wasser temperiert zum Kochen bringen, Filter und Einwässerung desselben, Stoppuhr starten, 1. „Wässerung“ des Kaffees in eleganten Kreisen. Wassermenge und Zeit im Auge zu behalten und dabei noch entspannt zu lächeln – etwas war mich als absolute Anti-Multitaskerin doch sehr forderte, als ich es im Praxisteil selbst wiederholen durfte. Diese Methode des Pour-Overs weckte Erinnerungen an Kroatien-Urlaube und nahm mich mit auf meine 1. Corona-Reise (in Gedanken).

Von den japanischen Keramikfiltern ein Sprung in die USA – wo die AEROPRESS entwickelt wurde. Als Reisemodell gelobt, war unsere bisher ästhetisch verwöhnte Gruppe von dem „Plastik-Blasrohr“ nicht wirklich überzeugt. Ok, vielleicht waren wir ein bisschen voreingenommen, da der US-Kaffee ja nicht wirklich für seine Qualität bekannt ist – der Geschmack unseres Vergleichstestes war (leider) sehr gut.



Das RESUMÉ: Unglaublich spannend und mein Aha-Erlebnis, wie ein und die selbe Packung Kaffee mit 3 Filtermethoden (bzw. ergänzt noch um 2 aus der Maschine vorbereitete Filtervarianten) so extrem unterschiedlich die Aromen entfaltet. Und dabei hatten wir noch gar nicht angefangen, mit unterschiedlicher Kaffeemenge, Wasser-Schwingungen und Ziehzeiten zu experimentieren. Und ich lernte, dass Kaffees, zu denen ich ob der Beschreibung der Röster nie greifen würde (z.B. schokoladig), mehr die Konsistenz beschreiben, da das Vokabular noch nicht so ausgereift ist, wie beim Wein. Aber dafür gibt es Stefan und seine Frau Ines bzw. ihre 3 MitarbeiterInnen, die dir zuhören und dich perfekt beraten.

Wir alle schrieben gedanklich unsere Weihnachtswunschlisten von Waagen mit Zeitnehmung, Kaffeemühlen, Filter-„Maschine“ unserer Wahl und natürlich KAFFEE. Genial ist z.B. auch das Kaffee-Abo, bei dem unterschiedliche Sorten zugesandt werden, sodass man die müden Morgenmomente schon zur Fortbildung nutzt :-).

Ein wirklich spannender Workshop, genial kombiniert aus Hintergrundwissen und vorgelebter und nachzelebrierter Praxis. Sehr persönlich in Kleingruppen (aktuell bis max. 6 Personen) mit einem Funkeln in den Augen, das von der Leidenschaft Stefans zeugt, mit der er und seine Frau Wels zum Zentrum der Kaffee-Kultur machen.

Nach dieser Reise um den kulinarischen Globus von Äthiopien nach Brasilien (Kaffee), Japan (Filter), USA (Aeorpress) und für mich (Kroatien-Erinnerungen mit Pour Over) landete ich glücklich und zufrieden wieder in Wels mit dem Wissen, dass ich nun auch mit den Reise-Beschränkungen jederzeit in der Kaffeeothek wieder den Duft der Welt einatmen kann :-).


Möchtest du in die Welt des Kaffee-Genusses einsteigen? Hier findest du den Link zu den drei Workshops, die du auch gleich hier buchen kannst! Die Termine werden laufend aktualisiert.

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